
Über mich
Warum ich schreibe
„Jeder kann irgendetwas gut, man muss nur herausfinden, was es ist.“
Diesen Satz sagt Mila in ‚die Zirkusprinzessin‘ – und ich glaube fest daran. Seit über zwanzig Jahren leite ich den Kinderzirkus Giovanni. In diesem Projekt spielen 40 Kinder und Jugendliche. Gemeinsam erarbeiten wir jedes Jahr ein neues Zirkusprogramm. Die Kinder kommen aus unterschiedlichsten Familien, von allen Schulformen, sie haben verschiedene Nationalitäten und Religionen. Meist starten die Kinder im Alter von sechs Jahren und bleiben, bis sie in die Ausbildung oder ins Studium gehen. Im Kinderzirkus finden sie Raum und Zeit, um herauszufinden, wo ihre Schwächen und ihre Stärken liegen. Manche wissen sofort, was sie gut können, andere brauchen ein paar Jahre, bis sie es gefunden haben. Aber alle, wirklich alle, haben in den Jahren ihr ganz eigenes Talent entdeckt, etwas, das sie besonders gut können.
Ich glaube, wenn ein Mensch seinen Platz nicht findet, wenn er daran verzweifelt, wozu er gut ist - dann ist etwas schief gelaufen, dann stimmt einfach das Drumherum nicht.
Ich glaube nicht, dass man mal eben schnell die Welt verändern kann und alles besser wird. Aber ich glaube, dass wenn alle ein bisschen tun, diese Welt ein besserer Platz werden kann. Fairer, gerechter, lebenswerter. Damit jeder die Chance hat, zu leben, zu lernen und sich zu entfalten. Wir dürfen nicht aufhören, dafür nach Lösungen zu suchen.
Aus diesem Grund leite ich den Kinderzirkus, veranstalte ich das Literaturfest - und schreibe Geschichten.
All meine Projekte mache ich übrigens nicht allein. Den Kinderzirkus leite ich zusammen mit Antje Spatzl und Salto-Wortale haben Julia Kronberg und ich gemeinsam aus der Taufe gehoben.
Die Projekte auf Kuba haben mein Mann Rolando González Crespo und ich im Team gegründet. Zusammen haben wir auch an der digitalen Version von Salto Wortale gearbeitet.
Und sonst?
Ich wurde im November 1970 als erstes von vier Kindern geboren. Meine ersten fünf Lebensjahre verbrachte ich auf dem Land, in Loccum. Ich wuchs zwischen Bauernhöfen auf, unsere Straße war nicht asphaltiert, die meiste Zeit spielten wir draußen.
Im Sommer 1976 zogen wir nach Hannover. Mein Vater hatte dort eine Stelle als Pastor angenommen, meine Mutter arbeitete als Lehrerin. Zum Glück behielten wir auf dem Land ein Wochenendhaus. Wir hatten Ponys, ritten an den Wochenenden morgens los – und kehrten erst zurück, wenn wir Hunger hatten. Wir durften frei und unbeobachtet spielen. Niemand sagte uns, was wir zu tun und zu lassen hatten.
Ansonsten malte, bastelte, baute ich gern mit meiner Freundin Eva. (Ich war schon immer ein Team-Arbeiter.) Und ich las. Meist stürzte ich mich in ein Thema und las dann alles, was ich bekommen konnte. Ich habe und hatte eine große Vorliebe für Lexika und Sachbücher. Mein erstes ‚Pferdebuch‘ schrieb ich mit acht Jahren.
1982 gastierte das erste Mal der Zirkus Roncalli in Hannover und löste bei meinen Geschwistern und mir ein Zirkusfieber aus. Wir überredeten meinen Vater, der in den Sommerferien Zeltlager für die Kinder der Gemeinde veranstaltete, ein Lager rund um das Thema Zirkus zu machen. Das Ganze machte uns so viel Spaß, dass wir einfach weiterspielten. So entstand 1984 der Kinderzirkus Giovanni. Ich lernte Seiltanzen, schneiderte Kostüme und dachte mir Zirkusnummern aus.
Das Schreiben blieb aber weiterhin meine Leidenschaft und ich absolvierte mein Schulpraktikum bei einer Zeitung. Von da an arbeitete ich an den Wochenenden und in den Ferien für die Zeitung, recherchierte und schrieb Artikel.
Nach dem Abitur stand ich vor einer großen Entscheidung: Soll ich lieber etwas mit Zirkus oder mit Schreiben machen?
Ich beschloss, es erst einmal mit dem Seiltanzen zu versuchen (irgendwann möchte einen ja auch niemand mehr im Tutu durch die Manege hüpfen sehen) und ging mit dem Zirkus Belly auf Tournee. Ich trainierte, tanzte Seil, hängte Plakate auf, half, die Tiere zu versorgen und das Zelt auf- und abzubauen. Es war eine ganz andere Welt und aufregend, aber die Aussicht, jeden Tag, nach derselben Musik, das gleiche zu tun – das war nichts für mich. Ich zog nach Berlin, begann Kunstgeschichte und Archäologie zu studieren und bewarb mich parallel an einer Journalistenschule.
Dort lernte ich, Berichte für Tages- und Wochenzeitungen, Radio und Fernsehen zu schreiben. Draußen vor Ort zu sein, liebte ich genauso sehr, wie im Archiv zu stöbern und zu recherchieren. Jede Woche reiste ich in andere Städte und interviewte berühmte oder weniger berühmte Menschen. Zum Ende der Ausbildung bekam ich einen Vertrag als Redakteurin. Ich war damals 22 Jahre und hatte plötzlich das Gefühl, als läge sich eine Schlinge um meinen Hals. Mein Wunsch, mehr und Neues zu lernen, waren einfach zu groß. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich mir vielleicht doch lieber Geschichten ausdenke, als nur über Geschehenes zu berichten?
So kam ich zum Film. Ich arbeitete als Regie-Assistentin, dann als Junior-Producerin und als 1996 meine Tochter Greta geboren wurde, machte ich mich mit meiner besten Freundin Nina Bohlmann als Drehbuch-Autorin selbstständig. Nebenbei produzierten wir das Wintermärchen ‚Die Schneekönigin‘ von Hans Christian Andersen mit Schauspielern, Musikern und Artisten. 1999 wurde mein Sohn Vincent geboren.
Gemeinsam mit Nina Bohlmann schrieb ich Drehbücher für Fernsehserien wie ‚Edel und Starck‘, ‚Alles über Anna‘, Notruf Hafenkante u.a.. Irgendwann hatte ich eine kleine Schreibkrise und fragte mich: Warum wollte ich eigentlich immer schreiben – und wieso? Am allerliebsten hatte ich doch Kinderbücher schreiben wollen! Wann und wo war dieser Wunsch unterwegs verloren gegangen? Ich beschloss, es einfach auszuprobieren.
Ziemlich mutig habe ich auf der Frankfurter Buchmesse meine Ideen einer Lektorin des Oetinger Verlags, Carina Mathern vorgestellt. In diesem Verlag hatte mein großes Vorbild, Astrid Lindgren, ihre Bücher veröffentlicht – und da wollte ich auch hin. Zu meinem großen Glück, hat auch das funktioniert – und so veröffentlichte ich 2012 mein erstes Kinderbuch ‚Helden wir Opa und ich‘. Viele Bücher folgten und ich lese seitdem im ganzen deutschsprachigen Raum. Oft saß ich in der Jury von Vorlese-Wettbewerben und dachte, es wäre toll, wenn es ein Literaturfest für Kinder gäbe, die eben nicht so viel lesen oder die glauben, Lesen sei blöd und langweilig. Um auch sie für Bücher und Geschichten zu begeistern, haben wir Salto Wortale – das Literaturfest für Kinder gegründet, das seit 2018 jeden Mai stattfindet.
In meinem Kopf sausen noch jede Menge Ideen für neue Bücher herum. Meine Notizhefte füllen sich stetig. Ich finde immer noch, dass ich den schönsten Beruf der Welt habe: Ich darf mich immer mit dem Beschäftigen, was mich am meisten interessiert und ich darf ständig in fremde Welten tauchen. Ich habe meine Ruhe in der Einsamkeit des Schreibens und den nötigen Trubel im Zirkus und auf meinen Lesereisen. Diese Vielfalt und Freiheit ist ein großes Glück!
P.S.: Und zwischendurch bin ich auch noch Oma geworden!